Sonntag, 23. Oktober 2016

Kratzbaum: selbst gebaut

Kratzbaum / Katzenbaum aus Baumstamm gebaut

Die klassischen Kratzbäume sind ja ganz praktisch, aber optisch wirklich nicht der Hit. Daher habe ich mal einen Kratzbaum bzw. Katzenbaum selbst gebaut. Wie? Nun, so...

Der Nachbar hatte gerade eine große Eberesche (Vogelbeerbaum) gefällt und ich hab mir ein ca. 1,60 langes Stück davon geben lassen. Im Prinzip funktioniert jedes Holz, dass nicht zum Harzen neigt, also Laubbäume. Die Stammdicke sollte schon etwa 12-15cm betragen - das bringt Stabilität und vor allem auch Seitenäste, die dick genug sind, um Plattformen zu tragen.

Vorbereitung des Stammes

In ganz frischem Zustand ließ sich die Rinde problemlos mit einem Messer entfernen; einige Rindenstücke habe ich bewusst dran gelassen und lediglich mit einer Stahl-Topfbürste für die Bohrmaschine gereinigt und etwas abgeschliffen. Achtung: lässt man den Stamm erst trocknen, dann geht die Rinde kaum noch ab. Das ist eher ungünstig, weil sich unter der Rinder noch Insekten einnisten können und die Katze beim Kratzen dann recht viel Dreck macht.

Da der Stamm von den Gärtner recht robust mit einer Kettensäge zerteilt wurde, waren leider auch die Schnittflächen nicht plan:

Der Stamm nach dem Schälen

Stirnseiten nach dem Schnitt mit der Kettensäge. In der Form leider noch nicht zu gebrauchen

Detail: Weitgehend geschälter Stamm; ungeschälte Teile wurden mit einer Topfbürste gereinigt.

Schnittflächen begradigen und auf Bodenplatte stellen

Also, ganz offen: um oben und unten einen planen Abschnitt zu schaffen, wäre eine professionelle Säge am Besten. Wer also einen Tischler in der Nähe hat oder evtl. auch eine Behindertenwerkstatt mit entsprechender Ausrüstung, der sollte diese Möglichkeit ernsthaft in Erwägung ziehen. Aber es geht auch mit Hausmitteln: Ich habe mit Bleistift und Wasserwage angezeichnet und dann mit einer handelsüblichen Bügelsäge abgeschnitten. Danach noch etwas Feinarbeit mit einer Raspel und meine Fuß- und Kopfenden waren ausreichend plan, um weiter zu arbeiten. 

Je nach Jahreszeit der Baumfällung enthält der Stamm mehr oder minder viel Wasser. Im Idealfall sollte man einen Stamm also erstmal zwei Jahre kühl und trocken aufbewahren um ihm die Feuchtigkeit zu entziehen... Nicht so viel Zeit oder Geduld? Hatte ich auch nicht. Also habe ich den Stamm oben und unten mit flüssigem Kerzenwachs beträufelt; professioneller wäre natürlich Wundverschluss für Bäume. Wichtig ist halt, dass die Feuchtigkeit nicht in Richtung Bodenplatte oder oberer Plattform austritt und es dort zu Schimmelbildung kommt. 

Nun soll der Baum natürlich ausreichend stabil stehen, was mir die meisten Sorgen gemacht hat, sich aber vergleichsweise leicht lösen ließ. Im örtlichen Baumarkt fand ich in der Kiste mit den Resten/Abschnitten noch eine Buchenholzplatte (Leimholz) mit den Maßen 36x36x3 cm. Wenn man den Bodenabschnitt halbwegs sauber hinbekommen hat, reicht eine solche Platte tatsächlich, damit keinerlei Kippgefahr mehr besteht - vorausgesetzt, es lehnt sich nicht gerade ein Mensch gegen den Baum. 

Bodenplatte und Stamm habe ich dann von unten vorgebohrt und mit zwei unterschiedlichen Schraubentypen von unten verschraubt. 
  1. Zum Einsatz kamen im Dreieck angeordnete Pfostenschrauben (50 mm), für deren Kopf ich mit einem 12mm Holzbohrer in mehreren Schritten Vertiefungen in die Bodenplatte gearbeitet habe. Schneller und einfacher wäre es mit einem entsprechend großen Forstnerbohrer gegangen, aber solche Bohrer brauche ich einfach zu selten. Die Pfostenschrauben waren für meinen Geschmack eigentlich etwas zu kurz, aber der breite Kopf verhindert zuverlässig ein Ausreißen aus der Bodenplatte.
  2. Um ein Abbrechen der kurzen Pfostenschrauben zu verhindern, habe dann noch mit SPAX In-Force 6x100 zusätzlich stabilisiert (vorbohren nicht vergessen!)
Ergebnis: hält! Inzwischen ist der Stamm auch schon deutlich getrocknet und (erwartungsgemäß) auf einer Seite längs eingerissen, wobei sich die SPAX-Schrauben sehr gut bewähren, während ich die Pfostenschrauben jedenfalls mal nachziehen musste. 


Bodenplatte, Buchenleimholz, 36x36x3cm, bereits verschraubt

Stamm ohne Plattformen; daneben: der bisherige Kratzbaum
Plattformen usw.

Plattformen in unterschiedlicher Größe habe ich aus Sperrholz-Abschnitten gemacht - auch hier: die Reste-Kiste im örtlichen Baumarkt bietet meist eine preiswerte Auswahl. Nach groben Anzeichnen mit dem Bleistift erfolgte der Zuschnitt dann mit einer gewöhnlichen Stichsäge. Kanten schleifen und von oben auf die Äste des Baumes schrauben. Zur Stabilisierung am Stamm habe ich Holzdübel verwendet - teils als Auflage, teils (wo das Sperrholz dick genug war) als Zapfen.

Als Auflage für die Plattformen dienen Kissen bzw. aufgespannter Stoff. Der Stoff ist mit einem einfachen Hand-Tacker von unten getackert. Bitte keine gewöhnlichen Heftklammern verwenden, die sind zu weich. Die paar Euro für richtige Tackerklammern von einem Markenhersteller lohnen sich. Wirklich.

Da meine Katze im Haus nur an Sisal-Wicklungen kratzt (und keinesfalls an Holz), habe ich dann noch mit einen Teil des Stammes mit Sisalseil umwickelt. Fertig.

Fertig? Ja, erstmal. Denn was von der Katze dann angenommen wird und was nicht, zeigt nur die Zeit. Daher gibt es auch eine Fortsetzung...

Katzenbaum bzw. Kratzbaum: fertig!

Eine Plattform, bezogen mit Stoff

Plattformen des Katzenbaumes

Kratzbaum: in Gebrauch

Plattformen von unten

Stabilisierung der Plattform am Stamm: Holzdübel